Werner Heil als herausragender Physiker geehrt

Experimentalphysiker mit wissenschaftlicher Breite: Univ.-Prof. Dr. Werner Heil bleibt als Senior-Forschungsprofessor an der JGU

20.04.2016

Mit einem Festkolloquium an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) wurde am Dienstag der Experimentalphysiker Univ.-Prof. Dr. Werner Heil als herausragender Wissenschaftler und außerordentlich geschätzter Kollege geehrt. Rund 200 Gäste aus dem In- und Ausland folgten der Einladung nach Mainz, die aus Anlass des offiziellen Ruhestands des Physikers erging. Als Senior-Forschungsprofessor wird Werner Heil dem Institut für Physik noch für weitere zwei Jahre erhalten bleiben und die Forschungen auf dem Gebiet der ultrakalten Neutronen bis zur Übergabe des Arbeitsbereichs an einen Nachfolger betreuen. Werner Heil hat die Forschung mit ultrakalten Neutronen in Mainz etabliert, nachdem er zuvor einzigartige Entwicklungsarbeiten für die Magnetresonanztomografie der Lunge geleistet hatte.

Werner Heil, geboren am 1. Februar 1951 in Landau, hat zunächst in Kaiserslautern und dann in Mainz Physik studiert und anschließend am Institut für Kernphysik der JGU promoviert. Forschungsaufenthalte führten ihn von Mainz zunächst nach Paris und nach der Habilitation für drei Jahre nach Grenoble, wo er sich intensiv mit ultrakalten Neutronen beschäftigt hat. 1999 folgte er dem Ruf auf eine Professur für Experimentalphysik an der JGU. Werner Heil ist mit der renommierten rheinland-pfälzischen Künstlerin Carmen Stahlschmidt verheiratet und hat zwei erwachsene Söhne.

In seinen Forschungen beschäftigt er sich in vielfältiger Weise mit dem Eigendrehimpuls eines Teilchens, dem Spin, und seiner Ausrichtung im Magnetfeld. Für die Entwicklung eines neuartigen Verfahrens, bei dem die Magnetresonanztomografie mit Hilfe von hyperpolarisiertem Helium-3 zur Durchleuchtung der Lunge eingesetzt wird, erhielten Werner Heil, der Experimentalphysiker Ernst W. Otten, der Nuklearmediziner Manfred Thelen und Michèle Leduc von der ENS Paris 1998 den hochdotierten Körber-Preis für die Europäische Wissenschaft. Heil und Otten waren für die neue Methode zur Lungendiagnostik im Jahr 2000 für den Deutschen Zukunftspreis nominiert.

Vor etwa zehn Jahren ist es Heils Arbeitsgruppe in Kooperation mit Mitarbeitern des Instituts für Kernchemie und der TU München gelungen, ultrakalte Neutronen zu erzeugen, die für verschiedene Präzisionsexperimente wie der Bestimmung der Lebensdauer des freien Neutrons benötigt werden. Im Rahmen des Exzellenzclusters PRISMA hat Heil eine User Facility am Forschungsreaktor TRIGA Mainz initiiert, die auch auswärtigen Forschern zur Verfügung steht. In einem weiteren Arbeitsstrang beschäftigt sich Heil damit, die Präzessionsbewegung des Kernspins von polarisierten Edelgasen für die Herstellung von Spinuhren zu nutzen. Diese Spinuhren sind so präzise, dass die Ungenauigkeit in einer Milliarde Jahren nur eine Sekunde beträgt. Mögliche Anwendungen reichen von der Magnetometrie bis zu Uhrenvergleichsexperimenten zum Test fundamentaler Symmetrien in der Natur.

Werner Heils Schaffen ist geprägt von interdisziplinären Kooperationen, nicht nur mit der Kernchemie und Medizinphysik, sondern auch auf anderen physikalischen Gebieten – eine wissenschaftliche Breite, die zu Forschungskontakten weltweit führte. Seine Fähigkeit, andere zu begeistern und zu motivieren, machte seine Arbeitsgruppe zum Anziehungspunkt für viele junge Mitarbeiter und Studierende. In seiner Laudatio würdigte Univ.-Prof. Dr. Klaus Blaum, Direktor am Max-Planck-Institut für Kernphysik in Heidelberg und langjähriger Kollege, Heil als einen „begeisternden Wissenschaftler und großartigen Menschen“.