Professor Dr. MICHAEL WURM

PRISMA Professor für Experimentelle Teilchenphysik

Zum 01. April 2014 ist Michael Wurm als Professor für experimentelle Teilchenphysik (mit Schwerpunkt Flavorphysik) am Exzellenzcluster PRISMA, Fachbereich 08 Physik, Mathematik und Informatik der Johannes Gutenberg-Universität berufen worden. Sein Forschungsfeld ist die experimentelle Neutrinophysik, insbesondere die experimentelle Untersuchung von Neutrinooszillationen. Dieser Effekt bewirkt die Umwandlung der drei verschiedenen Neutrinoarten (Flavors) ineinander und ist ein erstes Anzeichen für Physik jenseits des Standardmodells der Teilchenphysik.

In diesem Umfeld ist die neue Arbeitsgruppe an zwei internationalen Kollaborationen beteiligt: Das SOX-Experiment sucht in einem Short-Baseline Oszillationsexperiment am italienischen BOREXINO-Detektor nach einem möglichen vierten, sterilen Neutrinoflavor. Aus den dabei gesammelten Daten lässt sich auch ein präziser Wert für den Weinberg-Winkel/elektroschwachen Mischungswinkel im Niederenergiebereich ableiten. Der JUNO-Detektor im südchinesischen Jiangmen soll ab 2020 die Oszillationen von Reaktorneutrinos präzise vermessen und dabei der Ordnung der Neutrinomassen auf die Spur kommen.

Ein weiterer Foschungsschwerpunkt ist die Neutrinoastronomie: Beide Detektoren dienen auch als Observatorien für die Beobachtung von niederenergetischen Neutrinos, die in den Fusionsprozessen im Inneren der Sonne und beim Kollaps schwerer Sterne in Supernova-Explosionen entstehen. Darüber hinaus beschäftigt sich Professor Wurm mit der weiteren Entwicklung von Flüssigszintillatoren, die in zukünftigen Neutrinoexperimenten (wie JUNO) zur Anwendung kommen werden. Dazu wird ein neues Labor für die Erstellung, Reinigung und Charakterisierung von organischen Flüssigkeiten aufgebaut.

Michael Wurm, 1981 in Landshut geboren, studierte an der TU München Physik, wo er auch mit seiner Dissertation „Cosmic Background Discrimination for the Rare Neutrino Event Search in BOREXINO and LENA“ promovierte. Im Anschluss war er als Postdoktorand an der TU München, der Universität Hamburg und der Eberhard Karls Universität Tübingen tätig.

Mit seinem Forschungsprogramm bzw. mit dem Forschungsschwerpunkt Untersuchung von Neutrinoeigenschaften und –flavors sowie der Präzisionsmessung des Weinberg-Winkels unterstützt Michael Wurm die Forschungsziele der Research Area A „Fundamental Interactions“ am Exzellenzcluster PRISMA.

Wissenschaftlicher Werdegang

April 2014
Berufung zum Universitätsprofessor für Experimentelle Teilphysik auf Zeit am Exzellenzcluster PRISMA, Fachbereich Physik, Mathematik und Informatik, Johannes Gutenberg-Universität Mainz

2013 – 2014
Postdoktorand in der Arbeitsgruppe von Professor Dr. T. Lachenmaier, Institut für Physik, Eberhard Karls Universität Tübingen
Stipendium der Carl-Zeiss-Stiftung zur Förderung von Nachwuchswissenschaftlern

2011 – 2013
Postdoktorand in der Arbeitsgruppe Prof. Dr. C. Hagner, Institut für Experimentalphysik, Universität Hamburg

2009 – 2011
Postdoktorand in der Arbeitsgruppe Professoren Feilitzsch/Schönert, Astroteilchenphysik, TU München

2006 – 2009
Promotion an der TU München
Titel der Dissertation: „Cosmic Background Discrimination for the Rare Neutrino Event Search in BOREXINO and LENA“
PhD Award „Experiment“ 2009 für die beste experimentelle Doktorarbeit im Exzellenzcluster „Origins and Structure of the Universe“ (München)

Lehr- und Forschungsschwerpunkte

  • Astroteilchenphysik
  • Präzisionsmessung von Neutrinooszillationen
  • Experimentelle Suche nach sterilen Neutrinos
  • Neutrinoastronomie
  • Detektorentwicklung im Bereich der Niederenergie-Neutrinophysik

Publikationen

SOX: Short-distance neutrino Oscillations with BoreXino
G. Bellini et al. [Borexino Kollaboration]
JHEP 1308 (2013) 938, arXiv:1304.7721

Reactor electron antineutrino disappearance in the Double Chooz experiment
Y. Abe et al. [Double-Chooz Kollaboration]
Phys. Rev. D86 (2012) 052008, arXiv:1207.6632

First evidence of pep solar neutrinos by direct detection in Borexino
G. Bellini et al. [Borexino Kollaboration]
Phys. Rev. Lett. 108 (2012) 051302, arXiv:1110.3230

The next-generation liquid-scintillator neutrino observatory LENA
M. Wurm et al.
Astropart. Phys. 35 (2012) 685-732, arXiv:1104.5620

Observation of Geo-Neutrinos
G. Bellini et al. [Borexino Kollaboration]
Phys. Lett. B 687, 299 (2010), arXiv:1003.0284

Measurement of the solar 8B rate with a liquid-scintillator target and 3 MeV energy threshold in the Borexino detector
G. Bellini et al. [Borexino Kollaboration]
Phys. Rev. D 82, 033006 (2010), arXiv:0808.2868

Direct Measurement of the Be-7 Solar Neutrino Flux with 192 Days of Borexino Data
C. Arpesella et al. [Borexino Kollaboration]
Phys. Rev. Lett. 101, 091302 (2008), arXiv:0805.3843

Large underground, liquid based detectors for astro-particle physics in Europe: scientific case and prospects
D. Autiero et al.
JCAP 0711, 011 (2007), arXiv:0705.0116

Detection potential for the diffuse supernova neutrino background in the large liquid- scintilla-tor detector LENA
M. Wurm et al.
Phys. Rev. D 75, 023007 (2007), arXiv:astro-ph/0701305

Astrophysik mit Neutrinos
L. Oberauer und M. Wurm
Sterne und Weltraum 49N2, 30 und 49N3, 28 (2010)