Spezialhersteller liefert die beiden Kryomodule für den neuen MESA-Beschleuniger beim Exzellenzcluster PRISMA
30.05.2018
Im März und im Mai erreichten die beiden Kryomodule für den neuen supraleitenden energierückgewinnenden Elektronenbeschleuniger MESA den Campus der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU). Die Herzstücke des Beschleunigers im Wert von insgesamt knapp vier Millionen Euro wurden ohne Zwischenfälle in die Halle des Helmholtz-Instituts Mainz (HIM) transportiert. Jetzt geht es ans Testen in den dafür speziell ausgerüsteten Laborbereich im HIM.
Dort wurde die Ladung bereits sehnlichst erwartet. „Es geht los“, ermutigte Timo Stengler aus dem MESA-Team unter Leitung von Prof. Dr. Kurt Aulenbacher seine Kollegen und zog die Arbeitshandschuhe an. Nach wenigen Minuten wurde die Plane des LKW gelüftet und zum Vorschein kam eines der MESA-Herzstücke, das - im Verhältnis zu vergleichbaren Beschleunigerkomponenten – geradezu „zierlich“ ist. Das Kryomodul hat in etwa die Größe und die biedere graumetallic Lackierung eines Kleinwagens - lediglich der Anschaffungspreis befindet sich in anderen Dimensionen. Das liegt an der im Inneren verbauten Hochtechnologie: Jedes der Module wird eine elektrische Potentialdifferenz von 25 Millionen Volt (fast das Hundertfache einer Hochspannungs-Überlandleitung) bereitstellen, was Elektronen nach dreimaligem Durchlauf der beiden Module einen Gewinn an Bewegungsenergie von 150 Megaelektronenvolt verleiht. Neben der kompakten Bauform wird die neuartige energierückgewinnende Technologie MESA als einen der leistungsstärksten Beschleuniger weltweit auszeichnen.
Aulenbacher zeigte sich erfreut über die reibungslose Lieferung. „Wir wissen, was drin ist“, sagte der jetzt merklich entspannter wirkende Gruppenleiter. „Nun müssen wir nur noch sehen, ob das Teil auch unsere Erwartungen im Betrieb erfüllt.“ Die Testphase der Module wird circa zwei Monate in Anspruch nehmen. Beide Module finden dann im Gesamtaufbau des neuen MESA-Beschleunigers ihre Anwendung. Die Inbetriebnahme des neuartigen Beschleunigers ist für 2021 vorgesehen.
MESA ist der weltweit erste supraleitende, energierückgewinnende Beschleuniger, der für Forschungszwecke eingesetzt werden wird. „MESA bietet mit seiner hohen Strahlintensität und -qualität einzigartige Voraussetzungen für ein zukunftsweisendes Experimentierprogramm zur Erforschung und Überprüfung der Grenzen der heute bekannten Phänomene in der Elementarteilchenphysik, eines der zentralen Forschungsziele von PRISMA", so Aulenbacher. Die Entwicklung und der Bau von MESA wird aus den Mitteln des Exzellenzclusters „Precision Physics, Fundamental Interactions and Structure of Matter“ (PRISMA) finanziert.