27.07.2020
Prof. Dr. Uwe Oberlack wurde zu Beginn des Jahres zum neuen Chair des XENON Collaboration Boards gewählt. In dieser wichtigen Funktion leitet und organisiert er die Sitzungen des Boards, des wichtigsten Entscheidungsgremiums für das XENON-Experiment, und koordiniert die Kommunikation innerhalb des Boards. Er ist dafür zuständig, anstehende wissenschaftliche und strategische Entscheidungen vorzubereiten und deren Umsetzung zu begleiten.
„In einem solch großen Zusammenschluss von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern wie dem XENON-Experiment ist es sehr wichtig, klare Organisationsstrukturen zu haben, um das Experiment gemeinsam effizient weiterzuentwickeln und alle Interessen ausgewogen zu würdigen und zu bedienen“, so Uwe Oberlack. „Ich freue mich sehr, dass mir meine Kolleginnen und Kollegen die verantwortungsvolle Position des Chair für die nächsten Jahre übertragen haben.“
Und diese Jahre werden wahrlich spannend: Denn die XENON-Kollaboration ist dabei, den weltweit größten und empfindlichsten Detektor für die direkte Suche nach dunkler Materie in Form von WIMPs (Weakly Interacting Massive Particles) in einem großen Upgrade auszubauen. WIMPs gelten als besonders aussichtsreiche Kandidaten für diese exotische Materieform. Seit Beginn des XENON-Projekts im Jahr 2002 wurden sukzessive immer empfindlichere und größere Detektoren im unterirdischen Gran Sasso Labor in Italien entwickelt und installiert. Die Analyse existierender Daten des aktuellen Experiments XENON1T liefert weiterhin spannende neue Erkenntnisse – erst kürzlich hat die Kollaboration einen überraschenden Signalüberschuss vermeldet, dessen Quelle noch nicht vollständig verstanden ist. Gleichzeitig arbeiten die Forscher mit Hochdruck an der Realisierung des Nachfolgeexperiments XENONnT, das die vierte Generation der XENON-Experimente darstellt. Mit der dreifachen aktiven Detektormasse von neun Tonnen flüssigem Xenon und geringerem Hintergrund, sowie einem neuen Neutronen-Vetodetektor, der gemeinsam von Mainz und Bologna federführend entwickelt wird, werden bald noch bessere Daten zur Verfügung stehen, und das Experiment wird eine Empfindlichkeit erreichen, die zu Projektbeginn noch unvorstellbar schien.
In der XENON-Kollaboration arbeiten 163 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus 28 Institutionen in 11 Ländern zusammen – eine von ihnen ist die Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU). Prof. Dr. Uwe Oberlack zählt zu den Gründungsmitgliedern des XENON-Programms und brachte das Programm mit seinem Ruf im Jahr 2010 an die JGU. Seine Mainzer Arbeitsgruppe beteiligt sich an den XENON-Experimenten sowohl bei der Datenanalyse und den Simulationen als auch bei der Detektortechnologie. Beim XENON1T-Experiment war sie insbesondere für das Myon-Vetosystem verantwortlich und hat zum Xenon-Rückführungs- und Speichersystem wesentlich beigetragen. Die Forschung von Uwe Oberlack ist wichtiger Bestandteil des Exzellenzclusters PRISMA+ und wird durch das dortige Detektorlabor unterstützt, welches er gemeinsam mit Prof. Dr. Niklaus Berger leitet.
Nach Prof. Dr. Manfred Lindner (MPI für Kernphysik in Heidelberg) und Prof. Dr. Laura Baudis (Universität Zürich) ist Uwe Oberlack der dritte Chair der Kollaboration.