Neu bei PRISMA+: Livia Ludhova

02.04.2025

Mit Prof. Dr. Dr. Livia Ludhova gewinnt PRISMA+ eine herausragende Expertin auf dem Gebiet der Niederenergie-Neutrinophysik. Seit September 2024 ist sie als Professorin für Experimentelle Neutrinophysik an der JGU tätig und bringt ihre umfassende Erfahrung in die Forschung des Exzellenzclusters PRISMA+ ein. Gleichzeitig leitet sie die Neutrino-Forschungsgruppe am FAIR Forschung NRW des GSI Helmholtz Zentrums für Schwerionenforschung. Die Gruppe wurde im November 2015 gegründet, als Livia Ludhova W2-Professorin am Physikalischen Institut III B der RWTH Aachen wurde und Fördermittel aus der Helmholtz-Rekrutierungsinitiative erhielt. Zu dieser Zeit war sie mit ihrer Gruppe am IKP-2, Helmholtz Forschungszentrum Jülich, tätig.
Livia Ludhova wurde 1973 in Bratislava, Slowakei, geboren, wo sie einen M.Sc. und ein Doktorat in Geologie sowie einen M.Sc. in Physik erwarb. Anschließend zog sie nach Fribourg, Schweiz, wo sie ihre Promotion in Experimenteller Physik im Bereich der muonischen Wasserstoff-Spektroskopie abschloss.

Das Borexino-Experiment

Von 2005 bis 2015 arbeitete sie am INFN (Istituto Nazionale di Fisica Nucleare) in Mailand, Italien, wo sie intensiv am Borexino-Experiment beteiligt war. „Es war ein wegweisendes Experiment im italienischen Gran-Sasso-Untergrundlabor, das solare Neutrinos und Geoneutrinos nachwies. Das Borexino-Experiment trug maßgeblich zur präzisen Charakterisierung der Energieproduktion in der Sonne bei, führte eine umfassende Spektroskopie von solaren Neutrinos durch und ermöglichte die erste Beobachtung des CNO-Fusionszyklus“, erklärt Livia Ludhova. Für diese Leistung wurde die Zusammenarbeit 2021 mit dem renommierten Giuseppe-und-Vanna-Cocconi-Preis der Europäischen Physikalischen Gesellschaft ausgezeichnet. Als Physik-Koordinatorin von Borexino spielte Livia Ludhova eine Schlüsselrolle bei der wissenschaftlichen Ausrichtung des Experiments.

Juno - Jiangmen Underground Neutrino Observatory

Seit 2014 ist sie auch im internationalen JUNO-Projekt im Süden Chinas involviert. Dieses Projekt wird völlig neue Präzisionsmessungen von Neutrino-Oszillationen mittels eines 20.000-Tonnen-Flüssigszintillator-Detektors ermöglichen. „Meine gesamte Gruppe von fast zehn Personen konzentriert sich nun auf JUNO, insbesondere auf die Analyse der ersten Daten und auf die Inbetriebnahme des Detektors, während dieser mit Flüssigszintillator befüllt wird.“ JUNO wird auch ein bedeutendes astrophysikalisches Observatorium sein und hat das Potenzial, Borexino-Messungen von solaren und Geoneutrinos zu verbessern. Als Mitglied des Exekutivausschusses bringt Livia Ludhova ihre umfassende Expertise in die strategische Entwicklung des Experiments ein.

Anerkennung für Exzellenz in der Wissenschaft und internationale Förderung in der Slowakei

Am 11. Januar 2025 wurde Livia Ludhova vom Präsidenten der Slowakischen Republik in Bratislava mit dem Orden Ľudovít Štúr, 2. Klasse, Zivilabteilung, für ihre außergewöhnlichen Beiträge zur Entwicklung der Slowakischen Republik im Bereich der Wissenschaft und Technologie sowie für ihre herausragenden Bemühungen um die Förderung des guten Ansehens der Slowakischen Republik im Ausland ausgezeichnet.

Neutrinos in der Teilchenphysik der JGU

Für Livia Ludhova ist die JGU der perfekte Standort. Sie hat viele Jahre mit Prof. Wurm sowohl im Borexino- als auch im JUNO-Projekt zusammengearbeitet. Zudem kann sie erneut mit ihrem früheren Kollegen Prof. Randolf Pohl in Kontakt treten, mit dem sie bereits am Protonradius-Puzzle am Paul-Scherrer-Institut in der Schweiz gearbeitet hat, als er Postdoc war und sie Doktorandin. Nicht zuletzt freut sie sich auf den wissenschaftlichen Austausch mit der großen Neutrino-Gruppe an der JGU.
Mit ihrer langjährigen Erfahrung hat sich Livia Ludhova auf die Untersuchung von Neutrino-Eigenschaften mit großvolumigen Flüssigszintillator-Detektoren spezialisiert. Ihre Forschung konzentriert sich auf solare Neutrinos, Geoneutrinos sowie Reaktor- und atmosphärische Neutrinos. „Neutrinos sind aus der Perspektive der Teilchenphysik faszinierend, da ihre winzige Masse, die schwachen Wechselwirkungen und ihre einzigartigen Eigenschaften unser Verständnis der grundlegenden Bausteine der Natur herausfordern. Sie dienen auch als kosmische Boten in der Astrophysik und tragen wertvolle Informationen aus fernen und extremen Umfeldern wie dem Sonnenkern, dem tiefen Erdmantel oder den Supernovae“, erklärt sie. Livia Ludhova stärkt die Forschung im PRISMA+ Exzellenzcluster und trägt zur weiteren Entwicklung der Physik in Mainz als internationales Zentrum für fundamentale Wechselwirkungen bei. Ihre exzellente wissenschaftliche Expertise ist eine Bereicherung für die JGU und die gesamte Teilchenphysik-Forschungsgemeinschaft.
In ihrer Freizeit reist Livia Ludhova gerne und beschäftigt sich mit dokumentarischer Fotografie. Sie hat bereits 82 Länder besucht. Ihre unkonventionellsten Reiseziele waren eine Segeltour nach Antarktika und eine kürzlich unternommene Reise in die Sahara-Wüste im Tschad.