Juli 2024
Das Standardmodell mit Kaonen testen
„Ich kenne CERN, seit ich ein Kind war“, sagt Célia. „Das war schon der Arbeitsplatz meiner Eltern.“ Auch Letizia ist sehr vertraut mit der Organisation: „Ich war 2015 dort als Teil des Mainzer Teams, das das Hadronenkalorimeter des NA62-Experiments installierte, und blieb sechs Monate zur Datenaufnahme.“
Letizia verfügt über fast 10 Jahre Erfahrung in der NA62-Kollaboration, während Célia gerade erst ihr Doktoratsstudium begonnen hat. Beide teilen jedoch die Leidenschaft für die Teilchenphysik und das Interesse an den Experimenten, mit denen Teilchen und ihre Eigenschaften gemessen werden. „Ich wusste von Anfang an, dass ich in der Teilchenphysik arbeiten wollte“, sagt Letizia. „Während meiner Bachelorarbeit machte ich mich mit der experimentellen Seite der Teilchenphysik vertraut und als ich anfing, Datenanalysen und Simulationen für bestehende Experimente durchzuführen, wusste ich, dass dies der richtige Weg für mich ist.“ „Ich habe mich auch in die Teilchenphysik verliebt“, fügt Célia hinzu, „und je mehr ich lernte, desto mehr gefiel es mir. Aber anders als Letizia mag ich es, Dinge zu bauen und zu sehen, wie sich die einzelnen Teile zu etwas Konkretem und Greifbarem zusammenfügen – zu einem Detektor, mit dem man Teilchen messen kann. Die Datenanalyse macht mir aber auch Spaß. Denn damit kann man die Leistung solcher Detektoren bewerten und verbessern.“ Seit Célia zu Dr. Rainer Wankes Gruppe gestoßen ist, arbeiten sie gemeinsam an zwei Hauptzielen: der Analyse der NA62-Daten und der Vorbereitung des Baus von Szintillator-Kalorimetern für zukünftige Experimente am CERN.
©: Angelika Stehle
Das NA62-Experiment verfügt über ein umfassendes Programm im Bereich der Kaonenphysik mit dem Ziel, die Effekte der neuen Physik sowohl durch Präzisionsmessungen als auch durch die Suche nach seltenen und verbotenen Zerfällen zu untersuchen. „Durch die Analyse der Daten aus dem ersten Zyklus 2016–2018 haben wir Hinweise auf den Zerfall von Kaonen in Pionen und Neutrinos erhalten“, erklärt Letizia. „Nach der Aufrüstung der Detektoren und Auslöser begann 2021 der zweite Lauf, der bis zur nächsten langen Abschaltung des CERN genehmigt ist.“ In diesen Jahren arbeitet die gesamte Kollaboration zusammen. „NA62 ist eine kleine Kollaboration, vor allem im Vergleich zu anderen am CERN“, betont Célia, „und das ist großartig für mich, denn es gibt mir die Möglichkeit, alle Schritte des Experiments genau zu verfolgen und von all meinen Kolleg:innen zu lernen.“
Dr. Letizia Peruzzo (links) promovierte in der Arbeitsgruppe von Dr. Rainer Wanke, in der sie seit 2014 tätig ist. Célia Polivka (rechts) hat nach ihrem Masterabschluss in Lausanne im September 2023 ihre Promotion in derselben Gruppe begonnen.