April 2020
Der Griff nach den Sternen
„Aus der Betrachtung des Kleinsten heraus das ganz Große verstehen – das ist die Faszination, die mich bei meiner Forschung antreibt. Deshalb untersuche ich die Wechselwirkung zwischen einzelnen Atomkernen über die Wechselwirkung ihrer Bestandteile – die Nukleonen. Aber nicht etwa mit großen Beschleunigern, sondern auf dem Papier oder mit einem Computer.
©: Torsten Zimmermann
Aufbauend auf unseren gemeinsamen Überlegungen und Berechnungen wollen meine Kollegen und ich Streuprozesse in Beschleunigerexperimenten beschreiben, die wiederum neue Erkenntnisse über die Struktur der Atomkerne versprechen, aber auch Vorgänge im Inneren von Sternen verstehen.
Unser wichtigstes Modellsystem ist die Sauerstoff-Sauerstoff-Reaktion: Sie spielt eine wichtige Rolle in alternden Sternen. Diese verbrennen im Lauf ihres Lebens immer schwerere Elemente in ihrem Inneren, die dabei zu noch schwereren Atomkernen verschmelzen. Schließlich kann der Stern in einer Supernova explodieren.
Mein Handwerkszeug ist die chirale effektive Feldtheorie. Dieses theoretische Modell entwickeln wir kontinuierlich weiter. Sogenannte Doppel-Faltungspotentiale, die wir auf dieser Basis erstmals bestimmt haben, erweisen sich als sehr vielversprechend, um experimentelle Ergebnisse sehr gut zu reproduzieren. Letztlich wollen wir so Vorhersagen für weitere noch exotischere Systeme treffen, die sich nicht ohne Weiteres experimentell untersuchen lassen.“
Dr. Victoria Durant ist seit 2019 Postdoc in der Gruppe von Prof. Dr. Pierre Capel. Geboren in Peru, studierte die 31-Jährige zunächst in Barcelona und legte dort ihren Master ab. Für ihre Doktorarbeit kam sie im Jahr 2014 an die TU Darmstadt. Nach Abschluss der Promotion setzt sie ihre Forschung in der theoretischen Kernphysik als Postdoc im Exzellenzcluster PRISMA+ fort.