Juni 2022
Physik ist immer Teamwork
„Eigentlich ist das Standardmodell der Teilchenphysik ein unglaublich gutes Modell, das die Natur und das Universum fast komplett beschreiben kann. Aber eben nur fast – und deshalb beschäftige ich mich in meiner Forschung genau mit diesem „fast“. Das bedeutet ich entwickle Modelle, die Phänomene erklären können, bei denen das Standardmodell passen muss.
Und jetzt wird es spannend: Unsere experimentellen Kolleginnen und Kollegen liefern konkrete Hinweise auf Abweichungen vom Standardmodell – etwa bei der Messung des anomalen magnetischen Moments des Myons oder bei bestimmten Zerfällen von B-Mesonen. Dies motiviert uns, nach Erweiterungen des Standardmodells zu suchen, die diese Diskrepanzen erklären können, und neue Messungen vorzuschlagen, die diese Modelle validieren oder falsifizieren können. Ich habe zum Beispiel an Modellen gearbeitet, die ein Leptoquark enthalten – ein neues, schweres Teilchen, das die aktuellen auffälligen Daten in der Physik der B-Mesonen erklären könnte.
©: Angelika Stehle
In Mainz beschäftige ich mich vor allem mit extrem leichten und schwach wechselwirkenden Teilchen – den Axion-like Particles oder ALPs. Sie kommen in sehr vielen Modellen vor. Zurzeit untersuche ich den Zerfall eines Kaons in ein Pion und ein ALP. Die Nichtbeobachtung dieses Prozesses stellt eine der stärksten Beschränkungen für die Kopplungsstärke eines leichten ALP dar, und ich versuche die theoretische Vorhersage der Zerfallsrate zu verbessern.
Physik ist für mich immer Teamwork und das finde ich in idealer Weise in der Gruppe in Mainz. Der fortwährende Austausch von Theorie und Experiment ist in meinen Augen das Herz der Wissenschaft. Dabei fasziniert mich insbesondere der ständige Kreislauf von Frage, Antwort und Zweifel. So finden wir immer wieder neue Wege, Dinge zu sehen, um letztlich sehr grundlegende Fragen zu beantworten.“
Dr. Claudia Cornella ist seit Oktober 2021 Postdoc in der Gruppe von Prof. Dr. Matthias Neubert. Sie studierte in Italien und promovierte an der Universität Zürich. Sie mag vor allem auch die deutsche Sprache, so dass sich Mainz schon jetzt wie ihr Zuhause anfühlt.